Phil Donkin – Walk Alone [DOWNLOAD]

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Phil Donkin – Walk Alone

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Release 14.03.2023

Hand aufs Herz, wer braucht ein Soloalbum auf dem Kontrabass? Wer jetzt glaubt, diese Fragestellung würde schon die Antwort vorgeben, irrt gewaltig. Und wer meint, die Ära der großen Bass-Soloalben von Barre Philips, Gary Peacock, Dave Holland oder Michael Formanek würde weit zurückliegen, muss sich jetzt von dem in Berlin lebenden Engländer Phil Donkin eines Besseren belehren lassen. Denn sein neues Werk „Walk Alone“ ist ein Meisterwerk des Jazz-Bass. Und das gar nicht nur wegen Donkins beeindruckender Virtuosität und Wendigkeit auf dem Bass, sondern noch viel mehr, weil er auf seinem Instrument tiefgreifende Geschichten zu erzählen weiß.

Mit dem Plan für ein Soloalbum trug sich der äußerst gruppendienliche Bassist schon lange. Aber sich mit einem solchen Plan zu tragen und ihn dann auch in die Tat umzusetzen, ist zweierlei, bekennt Donkin. „Es ist eine Sache, ein Solo in einem Song zu spielen oder ihn mit einem Intro auf dem Bass einzuleiten. Aber ich hatte das Gefühl, ich könne als Musiker wachsen, wenn ich genug Material für ein ganzes Album finde, das das Interesse eines Hörers bindet. Das war für mich die Herausforderung.“

Während des Lockdowns war plötzlich und unerwartet die Zeit vorhanden, den Traum in die Wirklichkeit zu übersetzen und sich zielgerichtet Gedanken über Form und Richtung des Albums zu machen. Zunächst bestand der Plan darin, die Platte allein im Home Recording aufzunehmen. Doch Donkin ist ein selbstkritischer Geist. Deshalb beschloss er, den Fokus ganz auf die Musik zu legen und die technischen Belange in die Hände eines Toningenieurs zu geben. Das Ergebnis sind neun Kurztrips von anderthalb bis knapp sieben Minuten, die nicht nur den Bass aus völlig unterschiedlichen Perspektiven zeigen, sondern verschiedene Facetten von Phil Donkins musikalischen Visionen offenlegen.

Mal streicht er ganz sanft über die Saiten, mal malträtiert er den Bass mit ungebremster Kraft, in einigen Stücken kombiniert er beide Herangehensweisen. Barock Anmutendes trifft auf dem gegenwärtigen Augenblick Abgerungenes, Referenzen an die Jazzgeschichte wechseln sich mit genuinen Donkinismen ab. Mal spielt er nach innen, mal nach außen, hier ist er ganz solo, da legt er bis zu fünf Stimmen seines Instruments übereinander. Was immer er tut, bleibt er immer ganz bei sich und geht doch zugleich stets ganz weit aus sich heraus.

Bei alledem ist sich Phil Donkin durchaus bewusst, dass er einen schmalen Grat beschreitet. Nur Weniges kann in der Musik so schnell nerven wie ein Bass-Solo. Aber gerade darin bestand für den Tieftontaucher die Verlockung, ein solches Album einzuspielen. „Es ist stets angsteinflößend und gefährlich, dich Erwartungen zu widersetzen“, reflektiert er rückblickend. „Bass-Soli sind langweilig? Ich werde euch das Gegenteil beweisen. Ich liebe es, jede Art von Stereotyp zu hinterfragen. Ich selbst musste viel üben, denn ich schrieb ein paar Stücke, die ich zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht spielen konnte. Die Ansage richtete sich deshalb nicht zuletzt an mich selbst. Es ging mir darum, das gesamte Spektrum der Möglichkeiten auszunutzen, die sich auf dem Kontrabass bieten. An diesen Punkt zu kommen, braucht Zeit.“

Eine der persönlichen Herausforderungen, die Donkin beschreibt, war das Spiel mit dem Bogen. Nie zuvor hat er bei Aufnahmen den Bogen benutzt. Innerhalb einer Band, ist der Bass nur selten gut zu hören, weil er meist das leiseste und tiefste Instrument ist. Um seine Erforschung der Klangmöglichkeiten voll zur Geltung kommen zu lassen, hatte er deshalb gar keine andere Wahl, als ihn als Soloinstrument aufzunehmen. „Walk Alone“ ist nicht zuletzt eine Dokumentation seiner persönlichen Forschungsarbeit.

Das Gewebe, das dem Album zugrunde liegt, besteht aus Farben, Kontrasten und Konturen. Donkin wollte die Musik so abwechslungsreich wie möglich gestalten und auf Wiederholungen jeder Art, seien sie musikalisch, atmosphärisch oder emotional, verzichten. Auf intensive Momente folgen entspannte Phasen, bevor Donkin die Intensität wieder anziehen kann. Er will es dem Hörer so leicht wie möglich machen, sich durch seine Welten zu navigieren. „In dieser Hinsicht unterscheidet sich ‚Walk Alone’ gar nicht von den Alben, die ich mit einer Band einspiele“, findet Donkin. „Nur dass ich es diesmal eben auf einem Soloinstrument spiele.“

Vor den Aufnahmen wusste Donkin nicht einmal, wie die Platte am Ende klingen würde. In der Verschwiegenheit der allgemeinen Isolation ließ er sich ganz und gar auf sein Instrument ein. Statt sich hinter dem Bass zu verstecken, ging er auf Konfrontation mit dem Instrument. Phil Donkin mit seinem Bass, Phil Donkin gegen seinen Bass, Phil Donkin über seinen Bass und der Bass über Phil Donkin. Das Instrument als Freund, Partner, Alter Ego, Gegenüber und in wenigen auch in Momenten totaler Erschöpfung auch als kreativer Feind. „Ich liebe einfach den Klang eines Kontrabass. Ich liebe die Kraft der Resonanz dieses Instruments. Wenn sich die Schwingungen des Bass’ auf meinen Körper übertragen, ist das für mich wie eine Therapie. Ich spiele den Kontrabass nun seit 22 Jahren. Das ist eine lange Beziehung. Wie eine Ehe mit all ihren Problemen und Kämpfen. Aber jetzt habe ich einen Punkt erreicht, an dem ich alle technischen Probleme bewältigt habe und das Spiel auf dem Bass einfach nur noch genießen kann.“

„Walk Alone“ ein reflektiertes Selbstporträt, das offener und ehrlicher nicht sein könnte. Phil Donkin stellt absolute Augenhöhe zu seinen Hörerinnen und Hörern her und bildet mit seinem Bass und seiner Hörerschaft eine magische Dreierallianz.

Text von Wolf Kampmann

 

Performed by Phil Donkin: Double Bass solo
Recorded in Berlin, May 2021 by Jonathan Bratoeff
Mixed in February 2022 by Jonathan Bratoeff
Mastered in November 2022 by Adrian von Ripka

All pieces by Phil Donkin except 'The Crucifixion' by Samuel Barber, arrangement by Phil Donkin
Album Artwork by Corinne Hächler / Riografik
Photo by Lena Ganssmann
www.phildonkin.com

10,00

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