Phil Donkin – Bring A Friend [DOWNLOAD]

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Phil Donkin – Bring A Friend

erhältlich als CD und Download

Release: 08.04.2025

Phil Donkin – Double Bass (all tracks)
James Maddren – Drums (all tracks except 9)
Clara Vetter – Piano (1,2,4,6,8)
Felix Hauptmann – Fender Rhodes and Synths (1,3,5,6,7,8)
Evi Filippou – Vibraphone (1,3,5,6,7,9)
Theresia Philipp – Alto Saxophone (1,2,3,6,7,9)
Jeremy Viner – Tenor Saxophone (1,2,4,6,8)
Bastian Stein – Trumpet (1,2,4,6,8)

Recorded at Hansa Studios Berlin, on 25th and 26th July 2024.
Recorded by Nanni Johannsson
Mixed by Jonathan Bratoeff in December 2024 and January 2025
Mastered Adrian von Ripka in February 2025
Cover design by Riografik
Cover photo by Siarhei Kuranets
Band photo by Lena Ganssmann

Man stelle sich einen Bus vor. Es ist kein großer Bus, aber auch kein kleiner. Er steuert Haltestelle für Haltestelle an. Fahrgäste steigen zu und verlassen den Bus, manche kehren auch wieder in den Bus zurück, nachdem sie einmal ausgestiegen sind. Die Konstellation verändert sich und mit ihr Stimmung und Stimmen. Eine einzige Konstante bleibt jedoch von Anfang bis Ende der Fahrt, und das ist der Fahrer. Der redet zwar nicht mit den Passagieren, aber seine Stimme manifestiert sich über den Motor, der dem variablen Murmeln der Fahrgäste stets zugrunde liegt. Vor allem aber trägt er alle Mitreisenden sicher zum Ziel. Genau so kann man sich die Dramaturgie von „Bring A Friend“, dem neuen Album des in Berlin lebenden Bassisten Phil Donkin vorstellen. Eingespielt wurde diese Aufnahme im Oktett, aber das einzige kontinuierliche Mitglied bei allen Tracks ist Donkin selbst, der auf dem Fahrersitz Platz genommen hat und mit seinem massiven Bass seine Kompagnons über die Strecke bringt. Alle Mitglieder leisten in den verschiedenen Kontexten ihre bestmöglichen Beiträge, doch der Gesprächsstoff ändert sich mit der Zusammensetzung der Passagiere. Und wie im wirklichen Leben finden die Musikerinnen und Musiker mal zum Konsens, manchmal streiten sie. An manchen Stellen hören sie einander aufmerksam zu, in anderen Momenten fallen sie einander aufgeregt ins Wort. Phil Donkins Album ist auf eine sehr komplexe Weise einfach, denn es zeugt von einer ansteckenden Lebensnähe.

Versetzen wir uns zwei Jahre zurück. Mit seinem Soloalbum „Walk Alone“ meldete sich Donkin meinungsstark, aber nachdenklich aus dem Lockdown zurück. Es war eines jener für diese Jahre typischen Post-Covid-Alben, in denen die Zeit der Isolation verarbeitet wurde. Eine in der Erinnerung aller derzeit lebenden Erdenbürger einzigartige Phase des unfreiwilligen Rückzugs aufs Individuelle. „Bring A Friend“ bringt schon im Albumtitel zum Ausdruck, dass die Zeit der Abschottung vorbei ist. Das Oktett, das keines oder nur nominell eines ist, markiert die größtmögliche Abkehr von der Einsamkeit im unbegleiteten Solo. Donkin schöpft dabei alle nur denkbaren Konstellationen von der fast vollen Besetzung bis zum Trio aus. Erstaunlicherweise gelingt es ihm, unabhängig von den sehr unterschiedlichen solistischen und kollektiven Beiträgen, dennoch einen roten Faden durch all seine Kompositionen zu ziehen. Aber wen sollte das wundern. Immerhin ist er ja der Busfahrer, der sich, komme was wolle, an seinen Fahrplan hält und das Vehikel mit seinem Bass am Rollen hält. Den Zündschlüssel einmal rumgedreht, und ab geht die Post.

Allerdings gibt es drei signifikante Unterschiede zu einem Busfahrer im täglichen Berufsverkehr. Erstens kann sich Donkin seine Fahrgäste selbst aussuchen. Das trifft allerdings nur auf seine sieben aktiven Mitfahrer zu, nicht auf die weitaus größere Anzahl seiner überaus willkommenen blinden Passagiere, also der Hörerinnen und Hörer, die ihrerseits in einen ganz anderen Dialog mit den acht Beteiligten treten werden. Ein zweiter Unterschied besteht darin, dass Donkin seinen Fahrplan und alle darin enthaltenen Stopps selbst bestimmt hat. Er fährt diese Strecke genau einmal, und beim nächsten Mal wird es eine ganz andere Route sein. Der dritte und vielleicht wesentlichste Unterschied liegt in der Tatsache, dass der Bassist hier komplett auf eigenes Risiko fährt.

Damit wird es Zeit, einen genaueren Blick auf die Fahrgäste zu werfen. Man könnte beinahe von drei Sektionen im Bus ausgehen, doch Donkin versteht es, seine Kundschaft je nach Bedarf immer wieder neu zu platzieren. Da ist zuallererst die Rhythmusgruppe, der natürlich er selbst angehört und mit einer Ausnahme in allen Tracks Schlagzeuger James Maddren. Der Drummer fungiert hier gewissermaßen als Beifahrer, der dem Bassisten Rückhalt und Sicherheit gibt. Die harmonische Fraktion besteht aus Clara Vetter am Piano, Felix Hauptmann an Fender Rhodes und Synthesizer und Evi Filippou am Vibrafon. Hinzu kommt eine Bläserriege mit Altsaxofonistin Theresia Philipp, Tenorsaxofonist Jeremy Viner und Trompeter Bastian Stein. Alle sind in anderen Projekten ihrerseits Leader und wissen, worauf es hier ankommt. Im gemeinschaftlichen Spiel kommt es zu Überlagerungen und Obertönen, die zuweilen den Eindruck suggerieren, es wären noch ganz andere Instrumente im Spiel als die eben genannten. „Das Album ist zu keinem Zeitpunkt als klassisches Oktett-Arrangement geschrieben worden“, erzählt Phil Donkin. „Es geht um die Menschen und ihre Persönlichkeit. Ich habe den Leuten keine besonders ausgefeilten Partituren gegeben. Es sind kurze und einfache Themen, die die Musikerinnen und Musiker weiterentwickeln können. Ich war gespannt, wie das zusammen funktionieren würde. Es gab keine Probe. Die vorliegende Aufnahme ist wirklich das erste Mal, dass wir das Material spielten. Ich wollte die Frische und intuitive Qualität einer ersten Begegnung bewahren. Ich bin der Einzige, der die Stücke gut kannte und volle Kontrolle hatte.“ Wenn man den Begriff „Stücke“ mit „Strecke“ übersetzt, trifft es einmal mehr präzise das Bild vom Busfahrer. Und weiter: „Ich habe alle Vorbereitungen getroffen, damit die anderen so frei wie möglich sind, um zu sagen, was sie zu sagen haben.“

Phil Donkins Bass ist das einzige Instrument, das kaum Soli spielt. Andererseits ist es das einzige Instrument, das im Grunde unentwegt solo spielt. Dieser Bass hat eine unglaubliche Wucht, welche die Gemeinschaft im Gleichgewicht hält und ihr eine Richtung gibt. Der Bass ist die Basis. Er gibt dem Trip Ziel, Gewicht, Kraft, Sinn und – nicht zu unterschätzen – Humor. Die Fahrgäste steuern die Farben der Umgebung bei, auf die sich der Fahrer nicht konzentrieren kann, es sei denn, es handelt sich um die Ampel.

Apropos Ziel: Diese Busreise führt nicht zuletzt ein Stückweit in die Jazzgeschichte. Ohne irgendwas zu imitieren oder gar zu kopieren, bezieht sich Donkin augenzwinkernd und unaufdringlich auf verschiedene Epochen der Jazzhistorie. Manchmal klingt durch seine Stücke die atterhafte Hektik des Bebop durch, in anderen Tracks ist es der schicksalsgeladene Flow der 1960er Jahre. Mit seinem Bus und dessen Passagieren trägt er diese Zustände in die Zukunft und lässt seine Hörerschaft schmunzelnd daran teilhaben. „Es gibt so viel Musik aus der Vergangenheit, die mich beeinflusst hat“, bestätigt Donkin. „Da ist eine starke traditionelle Bebop-Seite in mir, aber auch die Sixties oder Hermeto Pascoal, Miles Davis und Weather Report in den Seventies haben mich nachhaltig geprägt. Aber auch Anton Webern, Alban Berg und die Serialisten der europäischen Moderne.“ All das führt Donkin in seinem Gepäckfach mit, ohne es konkret benennen zu müssen. Es gehört zur Reise einfach dazu.

„Bring A Friend“ überzeugt mit einer äußerst gelassenen, einander zugewandten Stimmung, die eins zu eins die Situation der Aufnahme widerspiegelt. Mitten aus dem Leben gefallen, erzählt es eine Geschichte von vitaler Alltäglichkeit, die man gern als Jazz bezeichnen könnte, wäre sie nicht so hochgradig inklusiv, integrativ und interaktiv. Mit seiner bedingungslosen Zugänglichkeit erfüllt „Bring A Friend“ alle Voraussetzungen, selbst ein akustischer Freund zu werden.

phildonkin.com

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